Digitale Unabhängigkeit durch Open Source

Lehren aus dem Fall Microsoft und dem Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH).

Die temporäre Sperre des E-Mail-Kontos von Karim Khan, Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH), hat weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt – nicht wegen eines Fehlverhaltens von Microsoft, sondern wegen der strukturellen Abhängigkeit von US-Technologie. Der Fall gilt vielen als Weckruf für mehr digitale Souveränität und zeigt eindrücklich, warum Open Source Software zunehmend an Bedeutung gewinnt.

ICC

Ein Fall, der politische Dimensionen hat

Im Februar 2025 hatte die US-Regierung unter Donald Trump Sanktionen gegen den IStGH verhängt, nachdem Haftbefehle gegen israelische Politiker wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen im Gazastreifen erlassen wurden. In Folge dieser politischen Entscheidung war Microsoft gezwungen, den E-Mail-Zugang von Khan einzuschränken – ein Schritt, der rechtlich begründet und aus Sicht des Konzerns notwendig war. 

Wie Microsoft später bestätigte, habe man während des gesamten Prozesses im Dialog mit dem IStGH gestanden. Der Dienst wurde nicht vollständig eingestellt, aber Khans persönliches Konto wurde gesperrt – ein Vorgang, der weitreichende Folgen hatte.

Alleinige Abhängigkeit von US-Anbietern als Risiko

Die Open Source Business Alliance (OSBA) sieht darin ein grundlegendes Problem: Staaten, Institutionen und Unternehmen sind bei zentralen digitalen Diensten wie E-Mail, Cloud oder Software-Services häufig auf große US-Anbieter angewiesen. 

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Diese unterliegen jedoch der US-Rechtsprechung – inklusive der Möglichkeit politisch motivierter Sanktionen. Die OSBA resümiert, dass man sich jedoch nicht auf Unternehmen verlassen könne, die fremder Jurisdiktion untersteht. Schließlich könnten es sonst wie hier passieren, dass Akteure wie etwa internationale Gerichte durch Entscheidungen fremder Regierungen digital blockiert werden.

Open Source Business Alliance – Bundesverband für digitale Souveränität e.V.

Open Source als strategische Option

Hier zeigt sich der strategische Wert freier Software. Open Source-Lösungen lassen sich unabhängig betreiben, sind anpassbar und unterliegen keiner ausländischen Kontrolle. E-Mail-Server, Cloud-Systeme oder Verwaltungsplattformen auf Open-Source-Basis können von nationalen oder internationalen Organisationen selbst kontrolliert werden – ohne Abhängigkeit von kommerziellen Lizenzen oder geopolitischen Risiken.

Ein Weckruf – nicht nur für Regierungen

Der Fall zeigt, wie fragil digitale Infrastrukturen sein können, wenn sie auf proprietären Diensten basieren. Digitale Souveränität bedeutet nicht nur die Wahlfreiheit beim Anbieter, sondern die Kontrolle über die technische Basis selbst. Open Source bietet hierfür den besten Ausgangspunkt: transparent, gemeinschaftlich entwickelt und unabhängig nutzbar. 

Für Institutionen mit besonders hohen Anforderungen an Unabhängigkeit – wie Gerichte, Behörden, Universitäten oder kritische Infrastrukturen – ist Open Source keine Ideologie, sondern eine strategische Notwendigkeit.

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